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Rhein

Der Rhein - die gezähmte Wildheit

Nicht von den Dichtern gepriesen, keine sagenumwobenen Geschichten, keine mystische Loreley – und dennoch ist der Rhein auch in diesem Abschnitt für seine Anwohner ein Mythos.

Mit einer Normalbreite von 3-4 km und bei Überschwemmungen bis 12 km war der Rhein für viele Anlieger Schicksal und Herausforderung zugleich. Die Menschen nutzten diese „Auenregionen“, welche sehr fruchtbaren Boden besitzen, zur Landwirtschaft , den Rhein zum Fischfang. Doch die Hochwasser rissen Felder manchmal auch ganz Dörfer mit sich, verwüsteten ganze Landstriche und sorgten für Seuchen und Krankheiten. Die Auenwälder waren Urwälder und man kann wohl mit recht von einer grünen Hölle sprechen. Wer im Hochsommer in den schnakenreichen Auewäldern unterwegs ist, der spürt instinktiv, dass man nicht in den Amazonasdschungel gehen muss um diese grüne Hölle zu erleben. So war vor allem in den Sumpfgebieten des Oberrhein die Malaria eine gefürchtete Krankheit. Heute ist der Rhein gebändigt und die Malaria ausgerottet. Doch es sind noch wenige Reste dieser einstigen grünen Hölle zu finden, die wir heute als Idylle empfinden:

Nachen im AltwasserAltrheinarme mit kristallklaren, von Quellen gespeisten Giesen. Mächtige Bäume mit Lianengirlanden. Alte, hölzerne Fischerkähne, unter Weidengalerien.

Wunderschöne Auewälder wie den Taubergießen mit großen Orchideenwiesen und den einst heiß umkämpften Wyhler Wald, wo das Badenwerk ein AKW bauen wollte. Hier leben Eisvogel, Pirol aber auch Graureiher und Kormoran, Grasfrosch und Gelbbauchunke, Ringelnatter und Prachtlibelle.

Wie stark sich das Flussbett im Laufe der Jahre veränderte zeigt sehr eindrucksvoll die Stadt Breisach. Zur Zeit der römischen Invasion war Breisach am linken Rheinufer gelegen. Im 10. Jahrhundert war die Stadt dann von zwei Rheinarmen umflossen, im 13.Jahrhundert wieder an das linke Ufer angeschlossen und erst vom 14. Jahrhundert an endgültig rechtsrheinisch geworden. Der Wandel von dieser unberechenbaren Naturgewalt zu einem kontrollierten und schiffbaren Strom vollzog sich über Jahrhunderte und ist auch heute nicht beendet.

Demonstration gegen den Polder

Streit bis heute

Ein Name taucht bei der Rheinregulierung unweigerlich immer auf : Johann Gottfried Tulla.

Er legte den Grundstein für die gewaltige Veränderung des Flussbettes am Oberrhein. Die Rheinregulierung war in der Vergangenheit stets umstritten.

Die Bändigung des Rheins war aber für mit vielen positiven Begleiterscheinungen verbunden, so dass heute viele Schulen und Straßen im Oberrheingebiet seinen Namen zur Erinnerung an seine große Leistung tragen.

Die direkten Auswirkungen der Tulla’schen Rheinregulierung sind auch heute wieder ein Anlass für heftige Diskussionen am Oberrhein: Der Bau von Poldern im Rahmen des integrierten Rheinprogrammes ist in vielen Gemeinden entlang des Rheins höchst umstritten. Bürgerinitiativen und Umweltverbände haben mobil gemacht. In vielen Ortschaften wird bereits am Ortseingang deutlich gemacht, wie die Bürger zu diesen Maßnahmen stehen.

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