Fangheuschrecken verdanken das für Insekten ungewöhnliche Erscheinungsbild neben der Umwandlung des ersten Beinpaares vor allem einer Verlängerung des ersten Brustsegmentes, welches entsprechend einen „Hals“ bildet. Auf diesem sitzt der dreieckige Kopf der Tiere auf. Der Kopf lässt sich anders als bei fast allen anderen Insekten frei drehen. Diese merkwürdige Umgestaltung des Thorax mit der freien Drehbarkeit des Kopfes findet man ansonsten bei den Kamelhalsfliegen sowie bei den und bei den Fanghaften (Netzflüglern). Die großen Komplexaugen de Tiere liegen weit auseinander und ermöglichen so ein stereoskopisches Sehen. Ein weiteres Sinnesorgan bildet das unpaare Gehör zwischen den Hinterhüften mancher Arten. Mit diesem können Töne im Bereich von 25 bis 45 kHz gehört werden.
Die Fangzangen der Fangheuschrecken werden aus der Tibia (Unterschenkel) und dem Femur (Oberschenkel) gebildet. Die Tibia ist mit einer Fangklaue ausgestattet und kann gegen den dornenbewehrten Femur wie ein Taschenmesser eingeklappt werden. Die Hüftglieder (Coxae) sind ebenfalls verlängert und frei beweglich. Mit diesen Fangbeinen kann die Fangheuschrecke innerhalb von 0,1 Sekunden zuschlagen, um ein Opfer zu fangen. In Lauerstellung werden die Fangbeine erhoben gehalten, daher bekamen die Tiere auch den Namen Gottesanbeterinnen.
Die Fangheuschrecke haben ein ausgedehntes Balzverhalten, dass vor allem dazu dient, dass sich das Männchen dem größeren Weibchen gefahrlos nähern kann. Trotzdem kann es vorkommen, dass das Männchen vor oder während der Begattung vom Weibchen verspeist wird (Kannibalismus). Die Eier werden in große Eiballen (Ootheken) abgelegt. Einige Arten vermehren sich allerdings auch durch Parthenogenese.
Die Gottesanbeterin bewohnt Büsche und Sträucher, aber man findet sie auch auf dem Boden des Graslandes. Sie liebt besonders sonnige Hänge und Waldränder. Dort krabbeln die erwachsenen Tiere hauptsächlich von August bis Oktober herum.
Feuerökologie und die Gottesanbeterin
In einer umfangreichen Studie der UNI Münster wurden im Jahr 2005 Untersuchungen angestellt, inwieweit die Böschungspflege mit Feuer der Population der Gottesanbeterin schadet. Diese Untersuchung belegte frühere Erkenntnisse über die Embyonen der Gottesanbeterin:
„Offensichtlich kann die äußere Isolierschicht der Eigelege den extremen Temperaturanstieg soweit abpuffern, dass die Embryonen die Hitzeentwicklung des Feuers kurzzeitig überleben. Dank der Ummantelung werden die Embryonen sowohl bei
Kältegraden von maximal 43 C als auch einem fünfminütigen Bad in kochendem Wasser nicht geschädigt.“
„Selbst bei einer vollständigen Vernichtung der Embryos durch das Feuer weist der Großteil der geflämmten Strukturen im Folgejahr höhere Individuen- und Oothekenabundanzen auf als Brachen. Da durch die gegenwärtig praktizierte Form
des Flämmens kein nachhaltiger Verlust der Habitate zu erwarten ist und zudem die Möglichkeit der Wiederbesiedlung besteht, kann die Gottesanbeterin in den Kaiserstuhlböschungen bei winterlichem Brennen als weitgehend feuertolerant bezeichnet werden“
Quelle: Stärz et al: Feuer – (k)eine Chance für die Gottesanbeterin